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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

Ein kurzlebiges neues Verlagssignet. Gemeinschaftsproduktion des "Verlag Die Schmiede" mit dem "Verlag Petropolis"

Veröffentlicht am 01.05.2018

1920 in Petrograd gegründet und bald darauf nach Berlin verzogen, versorgte der Verlag Petropolis die lebendige russische Emigrantenszene in der Reichshauptstadt vornehmlich mit heimatsprachlicher Literatur. Bis zur zwangsweisen Liquidation der Firma erschienen ausweislich des Katalogs der Deutschen Nationalbibliothek über 100 Titel, darunter Texte so bekannter Autoren wie Ilja Erenburg, Anatolij B. Mariengof oder Vladimir Nabokov. Zwei 1925 verlegte Werke bilden in zweierlei Hinsicht eine Ausnahme. Erstens kamen sie ausnahmsweise auf Deutsch heraus, zweitens führten sie nicht nur den Verlagsnamen von Petropolis, sondern verblüffenderweise auch den der Schmiede. Das eine Buch beschäftigt sich mit Freskomalerei in einer russischen Kathedrale, das zweite ist die deutsche Übersetzung eines erstmals 1884 publizierten anonymen Lebensberichts eines frommen russischen Bauern: "Ein russisches Pilgerleben".

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Zeichnung oder Foto? Salters bevorzugter Stil

Veröffentlicht am 06.03.2018

Wie schon in einem früheren Blog-Post gezeigt, schuf Georg Salter in der Berliner Zeit immerhin auch gut 30 fotoillustrierte Schutzumschläge, jedoch bevorzugte er meist Gestaltungen mit (oft gezeichneter) Schrift und bildhaften Zeichnungen. Seine besten, vornehmlich oder ausschließlich kalligraphischen Arbeiten verdienen demnächst einmal einen eigenen Beitrag. Die bildhaften Zeichnungen nahmen vor allem in den letzten Jahren vor der Emigration deutlich zu, was zumindest teilweise mit einem sich verändernden Zeitgeschmack, teilweise wohl aber auch mit Salters persönlicher Freude an der bildlichen Umsetzung des jeweiligen Buchinhalts zu erklären ist. Die spätere Produktion in den Vereinigten Staaten wurde sogar noch stärker von bildlicher Airbrush-Technik dominiert.

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Schwarz-hellblau folgt blau-orange. Eine zweite bevorzugte Farbwahl Salters?

Veröffentlicht am 27.02.2018

Wie in einem früheren Beitrag schon dargestellt, entschied sich Salter auf seinen Schutzumschlägen auffallend häufig für die Komplementärfarben Blau und Orange. Offensichtlich war dieser dynamische, sehr werbewirksame Farbkontrast seine Lieblingsvariante. In den 1930er Jahren finden wir besonders bei Entwürfen für S. Fischer sowie für den Querido-Verlag daneben öfter die Kombination von Schwarz und Hellblau. So sind zum Beispiel die ersten Hefte der von Klaus Mann herausgegebenen Exil-Zeitschrift "Die Sammlung" so gestaltet, außerdem einige Bücher, bei denen Georg Salter mit bildenden Künstlern zusammengearbeitet hat (A.M. Busch, Benedikt Fred Dolbin). Ähnlich wie Blau-orange garantiert schwarz-hellblau einen lebendigen Kontrast, jedoch wirkt diese Kombination klassischer. Die folgenden Abbildungen illustrieren deren besonderen Reiz.

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Ein privater Auftrag. Georg Salters Entwurf für Georg Haberland

Veröffentlicht am 10.02.2018

Zu den rätselhaftesten Arbeiten Salters aus der Berliner Zeit zählt ein Werk für den Immobilienunternehmer Georg Haberland (1861-1933). Mit der umfangreichen Erschließung von Bauland im Berliner Westen sowie einem eigenen Bauunternehmen vermögend geworden,  veröffentlichte Haberland anlässlich seines 70. Geburtstages am 14. August 1931 eine Autobiographie. Haberlands Rückblick auf seine erfolgreiche Unternehmertätigkeit, sein kommunalpolitisches Engagement und die Entwicklung des durch ihn maßgeblich geprägten "Bayerischen Viertels" (Schöneberg) und anderer Projekte erschien im Selbstverlag in kleiner Auflage und wurde von der bekannten Berliner Druckerei H.S. Hermann hergestellt. Als Verantwortlicher für die "künstlerische Ausstattung" wird im Druckvermerk Georg Salter genannt. Wie Salter zu diesem privaten Auftrag gelangt ist, seinem einzigen in den Berliner Jahren, bleibt bislang unklar.

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Hermann Hesses "Weg nach innen". 1940 mit bezeichnenden Veränderungen

Veröffentlicht am 04.11.2017

Als der S. Fischer Verlag 1931 unter dem Titel "Weg nach innen" einen Band mit vier Erzählungen Hermann Hesses herausbrachte, wurde das Buch auch wegen des vergleichsweise günstigen Preises rasch ein großer Erfolg. Bis 1932 waren mit drei Auflagen 80.000 Exemplare verkauft. Einband und Schutzumschlag gestaltete Georg Salter unter Verwendung eines Aquarells des Autors. Auch nach 1933 hielt die Nachfrage an, weshalb bis 1940 in weiteren sechs Auflagen nochmals insgesamt 30.000 Exemplare erschienen. Das 106.-110. Tsd. 1940 war die letzte Auflage vor dem Kriegsende und zugleich einer der letzten Titel, der vor der erzwungenen Umbenennung des in Deutschland verbliebenen Teils von S. Fischer noch den alten Verlagsnamen trug. Wie schon an anderen Fällen dokumentiert, blieb Salters Buchgestaltung auch während der nationalsozialistischen Diktatur im Prinzip erhalten. Beim "Weg nach innen" wurde der jüdische Grafiker noch 1940 sogar explizit im Impressum genannt.

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Schutzumschläge als historische Quellen. Ein Beispiel

Veröffentlicht am 16.09.2017

"Der Umschlag ist zweifellos das vergänglichste Werbemittel. Ein Mensch mit Geschmack wird ihn stets abnehmen, wenn er das neuerworbene Buch seiner Bücherei einverleibt." Diesen Gedanken aus der Fachliteratur der 1920er Jahre (Erhard Wittek, Das Buch als Werbemittel, Leipzig 1926, S.36) haben wir in diesem Blog schon öfter thematisiert. Wenn Schutzumschläge aus jener Zeit so selten sind, ist das wesentlich darauf zurückzuführen, dass erst in den letzten Jahrzehnten Umschläge von der Mehrheit der Kunden weniger als vorübergehende Verpackung denn als fester Bestandteil des Buches behandelt werden. Viele öffentliche Bibliotheken sind nicht zuletzt aus arbeitsorganisatorischen Gründen übrigens bis heute der gegenteiligen Auffassung und entfernen den losen Schutzumschlag im Zuge der Einarbeitung. Die Folge ist, dass wichtige Informationen zu Autorin bzw. Autor, Verlagsprogramm und Entstehungsprozess des Buches verloren gehen können.

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Einer der Schönsten der Schönen. Georg Salters Umschlag für John Dos Passos' "Der 42. Breitengrad" (1930)

Veröffentlicht am 05.06.2017

John Dos Passos (1896-1970), einer der wichtigsten Vertreter der amerikanischen literarischen Moderne, war spätestens seit der Übersetzung von "Manhattan Transfer" (1927) auch unter deutschen Leserinnen und Lesern populär. Der S. Fischer Verlag zögerte nach der Publikation von "Manhattan Transfer" daher nicht, die beiden ersten Romane der USA-Trilogie des Autors, eines Sittengemäldes der amerikanischen Gesellschaft der Jahre 1890 bis 1930, ebenfalls unter Vertrag zu nehmen. 1930 erschien die Übersetzung von "The 42nd Parallel" im 1.-8. Tsd., 1932 noch "1919" unter dem Titel "Auf den Trümmern" in 5.000 Exemplaren. Der dritte Teil, "The Big Money" ("Die Hochfinanz") konnte infolge der NS-Diktatur dagegen erst 1962 in deutscher Erstausgabe erscheinen. Beim "42. Breitengrad" entwarf Georg Salter nicht nur Einband und Schutzumschlag, sondern gestaltete auch eigens die zweifarbig gedruckte Titelseite. Wenngleich das Buch nicht unter die "fünfzig schönsten Büchern" des Jahres 1930 gelangte, ist es mit Recht seitdem immer wieder als eine von Salters schönsten Arbeiten gelobt worden.

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Blitzstart in Amerika. Salters Vorstellung in "Advertising Arts", Mai 1935

Veröffentlicht am 12.05.2017

Nachdem er von Mai 1933 bis Oktober 1934 zunehmend beschäftigungslos in Baden-Baden ausgeharrt hatte, konnte Georg Salter in die Vereinigten Staaten ausreisen. Durch die Unterstützung von Bruder Stefan sowie Freunden und Kennern seiner Arbeit gelang Salter in der Emigration ein außerordentlich erfolgreicher Start. "Ich kam hier an und war, ganz gegen meiner Absicht und Erwartungen, begeistert, sowie ich New York von der Ferne sah", erinnerte sich Salter 30 Jahre später in einem Brief an Joseph Breitbach. "Das hat sich nie verändert. Die Verleger hier waren außerordentlich nett zu mir. Meine Ankunft war an einem Freitag. Am nächsten Montag fing ich an zu arbeiten. Einen Tag später hatte ich zehn Aufträge von Simon und Schuster. Knopf und andere Verleger kamen nach etwa einem Monat dazu."

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24 neue deutsche Erzähler. Ein "Salter" für drei deutsche Staaten

Veröffentlicht am 22.04.2017

Es ist gewiss nicht der geringste Beleg für die besondere Qualität von Georg Salters Buchgestaltung, dass seine Entwürfe bis heute vielfach für Neudrucke der entsprechenden Werke herangezogen werden. Ausgaben von Kafkas "Prozess", von Döblins "Berlin Alexanderplatz" oder von einer Neuauflage aus der Reihe "Außenseiter der Gesellschaft" - sie alle gibt es mit Reprints von Salters Einbänden und Schutzumschlägen. Ebenfalls in diese Kette gehört die Anthologie "24 neue deutsche Erzähler", die erstmals 1929 in Salters bevorzugter Farbkombination blau und orange im 1.-5. Tsd. im Verlag Kiepenheuer erschien. Mit Beiträgen von Joseph Roth, Anna Seghers, Ernst Glaeser, Erich Kästner, Ernst Toller, Ludwig Renn, Ödön von Horvath, Marieluise Fleißer u.a. ist das von Hermann Kesten zusammengestellte Buch ein bedeutendes Dokument der Literatur der Neuen Sachlichkeit.

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"Der Traum vom großen Glück". Die letzten Arbeiten für den S. Fischer Verlag

Veröffentlicht am 14.02.2017

"Lügen über Russland" (Liam O'Flaherty), "Das Leben geht weiter" (Hans Keilson), "Blick vorwärts. Das Programm einer nationalen und sozialen Revolution. Das amerikanische Programm zur Lösung der Weltprobleme" (Franklin D. Roosevelt), "Der Traum vom großen Glück" (Richard Huelsenbeck). Wenn man's nicht besser wüßte, könnte man annehmen, der S. Fischer Verlag habe mit diesen bezeichnenden Buchtiteln des Jahres 1933 gezielt kritisch auf die nationalsozialistische Propaganda reagiert. Dass keiner der genannten Titel des jüdischen Verlags den Nationalsozialisten gefiel, ist sicher. Durch die bald folgenden Verbote und die durch die Wirtschaftskrise verursachten geringen Auflagen vieler Neuerscheinungen, sind die meisten Bücher der Jahreswende 1932/33 heute besonders selten. Nicht wenige Titel der Herbst- und Frühjahrsproduktion hat noch Georg Salter gestaltet, wenngleich er bereits nicht mehr bei jedem als Designer genannt ist.

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