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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

Berlin Alexanderplatz. Weltberühmt und oft kopiert

Veröffentlicht am 02.08.2014

Ein Blog über Georg Salter muss mit dieser Arbeit beginnen: Mit Einband und Schutzumschlag für Alfred Döblins berühmten, im Oktober 1929 vom S. Fischer Verlag ausgelieferten Großstadtroman "Berlin Alexanderplatz". Kein anderer Schutzumschlag wurde so häufig reproduziert und so vielfältig nachgeahmt - von Salter selbst, von zeitgenössischen wie von späteren Buchgestaltern. Faksimiles erschienen zum Beispiel 1967 im Schweizer Walter Verlag, außerdem bei S. Fischer 2004 anlässlich des 75jährigen Jubiläums des Romans. Wie bei fast allen Entwürfen Salters aus der Berliner Periode ist der Original-Schutzumschlag heute sehr selten und wegen des prominenten Buches besonders gesucht.

Anzeige aus der "Literarischen Welt" mit dem Schutzumschlag Georg SaltersAnzeige aus der "Literarischen Welt" mit dem Schutzumschlag Georg SaltersDöblins Roman erreichte bis 1933 sechs Auflagen mit insgesamt 50.000 Exemplaren und wurde so sein größter finanzieller Erfolg (1.-10. Tsd. 1929, 11.-20. Tsd. 1930, 21.-30. Tsd. 1930, 31.-40. Tsd. 1930, 41.-45. Tsd. 1931, 46.-50. Tsd. 1933). Wären 1929/30 nicht zwei noch sehr viel gewaltigere Bucherfolge erschienen, Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues" (zwischen Januar 1929 und Juni 1930 wurden hier eine Million Exemplare gedruckt) und eine preiswerte "Volksausgabe" von Thomas Manns "Buddenbrooks" (1930 900.000 Exemplare), hätte sich das Buch vermutlich sogar noch besser verkauft.

Der plakatartige Schutzumschlag war in seiner Art völlig neu und wurde sofort als ein großer Wurf erkannt. Literarisch blieb der Roman seit dem Vorabdruck in der liberalen "Frankfurter Zeitung" bis 1933 umstritten. Auf die Dauer ermüdet dies Kleinleuteschicksal, und es bleibt ein Mißklang, klagte etwa der konservative Literaturkritiker Karl Rauch. Es wird dem Leser nicht klar, was eigentlich des Dichters letzte Absicht war: einen zeitlebendigen Volksschauerroman für die breite Menge zu schreiben? [...] Oder den Berliner Straßenjargon auf hoher literarischer Warte manifestieren? Das erscheint als Versuch am falschen Platze und dürfte im breiten Roman unlösbar [...] bleiben. James Joyce ist nur als Ire verständlich und erträglich. Als deutsche Doublette wird er immer unmöglich sein". (Karl Rauch, in: Der Bücherwurm 14, Nr. 9/10 (1928/29), S.18.) Nach Beginn der nationalsozialistischen Diktatur waren der Autor und sein Roman in Deutschland verfemt, erst 1947 erschien eine Neuausgabe.

Die Schutzumschläge der frühen Auflagen sind in Papierqualität und Werbehinweisen nicht identisch. Während die Klappentexte des Umschlags der Erstausgabe und auch noch des 11.-20. Tsd. fünf frühere Bücher des Autors anzeigen, nennt das 41.-45. Tsd. zusätzlich "Wissen und Verändern!" (1931). Der Einband der Erstausgabe weicht ebenfalls von dem späterer Auflagen ab.