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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

Brecht und Salter. Die "Songs der Dreigroschenoper" im Gustav Kiepenheuer Verlag

Veröffentlicht am 19.01.2015

"Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht ...". Die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weill wurde am 31. August 1928 in Berlin uraufgeführt und war bis 1933 ein gewaltiger Erfolg. Schon nach wenigen Monaten konnte man das Stück auf zahlreichen deutschsprachigen Bühnen sehen und wurden die beliebtesten der 22 Gesangsnummern wie die "Moritat von Mackie Messer" oder das "Lied der Seeräuber-Jenny" überall nachgesungen. Nach dem Verbot durch die Nazis knüpfte die "Dreigroschenoper" ab August 1945 wieder an die Rezeption während der Weimarer Republik an. Angesichts der großen Popularität des Stücks und der Gesangsnummern überrascht es nicht, dass auch Musik- und Buchmarkt reagierten. 1929 ließ der Kiepenheuer-Verlag in einer kleinen Broschüre auf relativ holzhaltigem, billigem Papier die "Songs der Dreigroschenoper" drucken und bot sie für den wohlfeilen Preis von 60 Pfennig in mehreren Auflagen an.

Brecht, Die Songs der Dreigroschenoper, 1929Brecht, Die Songs der Dreigroschenoper, 1929Der Umschlag zur Broschüre wurde bislang noch nie mit Georg Salter in Zusammenhang gebracht. Die kunstvolle kalligrafische Gestaltung, andere vergleichbare Arbeiten Salters und einige formale Indikatoren (Kiepenheuer als einer von Salters "Hausverlagen", zahlreiche andere Entwürfe für Kiepenheuer 1929) lassen freilich kaum einen anderen Schluss zu.

Das ca. 15,5 x 11,5 cm große Heftchen ist bis auf die vordere Umschlagseite schmucklos und enthält auch nicht die Noten, sondern nur die teils deftigen Liedtexte der "Dreigroschenoper". Bei einem Titel, der Zuhälterballade, ging dem Verlag die Derbheit zu weit: "Die dritte Strophe behandelt den heiklen Zustand, in den das Paar durch die Schwangerschaft des Mädchens gerät. Sie soll wegen ihrer Unfeinheit nicht gedruckt werden." 

Die Broschüre war auf den Verbrauch angelegt, gewiss auch tatsächlich meist bald nach dem Kauf verschlissen und nach 1933 verpönt.  Deshalb sind gut erhaltene Exemplare auch dieser Salter-Arbeit heute relativ selten. Georg Salter selbst scheint sich an das Heft später nicht mehr erinnert oder es bewusst ausgespart zu haben. In seiner persönlichen Werkliste kommt es jedenfalls nicht vor.