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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

Hermann Hesses "Weg nach innen". 1940 mit bezeichnenden Veränderungen

Veröffentlicht am 04.11.2017

Als der S. Fischer Verlag 1931 unter dem Titel "Weg nach innen" einen Band mit vier Erzählungen Hermann Hesses herausbrachte, wurde das Buch auch wegen des vergleichsweise günstigen Preises rasch ein großer Erfolg. Bis 1932 waren mit drei Auflagen 80.000 Exemplare verkauft. Einband und Schutzumschlag gestaltete Georg Salter unter Verwendung eines Aquarells des Autors. Auch nach 1933 hielt die Nachfrage an, weshalb bis 1940 in weiteren sechs Auflagen nochmals insgesamt 30.000 Exemplare erschienen. Das 106.-110. Tsd. 1940 war die letzte Auflage vor dem Kriegsende und zugleich einer der letzten Titel, der vor der erzwungenen Umbenennung des in Deutschland verbliebenen Teils von S. Fischer noch den alten Verlagsnamen trug. Wie schon an anderen Fällen dokumentiert, blieb Salters Buchgestaltung auch während der nationalsozialistischen Diktatur im Prinzip erhalten. Beim "Weg nach innen" wurde der jüdische Grafiker noch 1940 sogar explizit im Impressum genannt.

Bei genauerer Betrachtung fallen zwischen den Ausgaben 1931 und 1940 freilich Veränderungen auf. Nicht überraschend ist zunächst das minderwertigere Papier der Kriegsausgabe, da die deutsche Wirtschaft schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs systematisch auf Zwecke der Kriegsvorbereitung getrimmt und zunehmend zu einer Mangelwirtschaft wurde. Auch die in den unten gezeigten Abbildungen festzustellenden Modifikationen auf der Umschlagvorderseite sind leicht zu erklären. Anstelle des ursprünglichen Werbetextes heißt es nun lapidar: "Weg nach innen. Erzählungen"; und der Name des Autors steht nicht mehr im Zentrum der Seite, sondern ist seltsam an den Rand gerückt. Am Waschzettel der Erstausgabe dürften vor allem zwei Stellen inakzeptabel gewesen sein. Erstens war es nicht angezeigt, Hermann Hesses Texte länger "zum Reifsten und Schönsten der neueren deutschen Epik" zu zählen. Seine Bücher waren zwar nicht verboten, galten aber als unerwünscht. Zweitens schien es im Kriegsjahr 1940 völlig unmöglich, vom Krieg als "Leidenskelter" zu sprechen. Gefragt waren vielmehr Verharmlosungen und Demonstrationen der Überlegenheit der deutschen Streitkräfte.

Georg Salter hat auch diese Verfälschung seines Werks wohl niemals zu sehen bekommen. Als die letzte Ausgabe des "Weg nach innen" erschien, saß er bereits in New York und beschäftigte sich etwa mit der Gestaltung von William Shirers "Berlin Diary" (Alfred Knopf, 1941), einer kritischen Beschreibung des Lebens im sogenannten "Dritten Reich".

Hermann Hesse, Weg nach innen, 1931Hermann Hesse, Weg nach innen, 1931Hermann Hesse, Weg nach innen, 1940Hermann Hesse, Weg nach innen, 1940