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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

Plagiate und kein Ende. Ein "Hochstabler" aus dem Steegemann-Verlag

Veröffentlicht am 08.08.2015

Wie Artikel in den einschlägigen Fachzeitschriften belegen, kämpften auch die Kreativen der 1920er Jahre bereits ebenso regelmäßig wie letztlich meist aussichtslos gegen Ideenklau und Nachahmerei. Je erfolgreicher ein Grafiker war, desto höher das Risiko, dass seine Entwürfe kopiert wurden. Häufiges Opfer war zum Beispiel Ludwig Hohlwein, aber wie in früheren Beiträgen gezeigt (s. u.a. "Georg Salter in Italien", "Georg Salter und Ernst Reichl") musste auch Georg Salter mit diesem Übel leben. Viele Fälle sind bislang nicht dokumentiert. Dabei ist einzuräumen, dass eine bewusste Übernahme nur ausnahmsweise nachzuweisen und die Grenze zwischen einem eindeutigen Plagiat und eher zufälliger, zeittypischer Stilähnlichkeiten nicht klar zu ziehen ist. In diesem Sinne Kopfzerbrechen können auch zwei Schutzumschläge aus dem Jahr 1931 verursachen, von denen der frühere Georg Salter zugeschrieben werden kann.

Salter arbeitete mehrfach für den Ende 1929 gegründeten Transmare-Verlag und hatte sich bei dem links abgebildeten Sachbuch zur Geschichte der Wallstreet-Milliardäre für eine für ihn recht bezeichnende typografische Lösung entschieden. Etwa ein halbes Jahr später erschien im Verlag Paul Steegemann der rechts abgebildete Umschlag zu Salomo Friedlaenders/Mynonas Schlüsselroman "Geheimnisse von Berlin". Der Steegemann-Verlag hatte zu jener Zeit seine bedeutenden, expressionistisch-dadaistischen Jahre bereits hinter sich. Der entworfene Umschlag bestätigt das. Er ahmt m.E. unverkennbar einen in den Buchhandlungen kurz zuvor ausgelegten Titel nach und leistet sich im vorn aufgebrachten Klappentext zudem nicht nur einen peinlichen Schreibfehler ("Hochstapler" schrieb man auch vor einhundert Jahren schon mit "p"), sondern zitiert auch noch ohne sachlichen Zusammenhang eine damals populäre Buchreihe (Man sieht alles, "was nicht im Baedecker steht"). Der Mangel an Originalität weist in gewisser Weise schon auf den abrupten ideologischen Wandel des Verlagsprogramms nach 1933 voraus. Trotz Anbiederung an die Nationalsozialisten wurde der Verlag 1935 aufgelöst.

 

Warshow, Von Drew bis Pierpont Morgan. Transmare, 1931Warshow, Von Drew bis Pierpont Morgan. Transmare, 1931

Mynona, Geheimnisse von Berlin. Paul Steegemann, 1931Mynona, Geheimnisse von Berlin. Paul Steegemann, 1931