Von John Heartfield weiß man, dass er für seine berühmten fotomontierten Schutzumschläge gelegentlich eigens Fotos in Auftrag gab, um seine Entwurfsidee perfekt umsetzen zu können. Der viel üblichere Fall war jedoch auch in den 1920er Jahren der Rückgriff auf bereits vorhandenes Bildmaterial. Die Herkunft der Vorlagen ist längst nicht immer bekannt. Das gilt auch für die meisten von Salters Fotoillustrationen. Eine Ausnahme bildet der Schutzumschlag zu Victor Marguerittes Bestseller "Die Junggesellin" (1922), der 1932 im Erich Reiss-Verlag in neuer deutscher Übersetzung erschien. In diesem Fall lässt sich der Weg vom Fotoatelier bis zu Salters Schreibtisch relativ zweifelsfrei rekonstruieren. Die verwendete Fotografie zeigt die Schauspielerin Erika Dannhoff (1909-1996), die 1931 von der bekannten Berliner Mode- und Prominentenfotografin Yva porträtiert worden war. Erika Dannhoff machte im selben Jahr in Luis Trenkers "Berge in Flammen" auf sich aufmerksam, vielleicht ein Grund für diese Auszeichnung.
Fotos aus dieser Serie verkaufte Yva an mehrere Illustrierte, wobei sich das bekannte Magazin "UHU" aus dem Ullstein-Verlag offenbar den Erstabdruck sicherte. Unter dem Titel "Ein spannendes Buch" erschienen in der Dezemberausgabe 1931 zwei Porträts Erika Dannhoffs. Eines davon übernahm Salter zur Gestaltung seines Umschlags. Es ist am wahrscheinlichsten, dass er die Anregung direkt aus der Zeitschrift erhielt. Sie war in Berlin weit verbreitet und wird ihn mit ihrer modernen, besonders ideenreichen Gestaltung nicht zuletzt aus beruflichen Gründen interessiert haben. Zudem fallen die Publikation des UHU-Heftes und die Arbeit an dem Schutzumschlag zeitlich sehr eng zusammen. Das Atelier der Fotografin befand sich zu jener Zeit in der Bleibtreustraße in Charlottenburg. Dass es eine direkte Verbindung zwischen der Familie Salter und Yva gab, ist nicht dokumentiert, aber freilich auch nicht auszuschließen. |
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