Wer versucht, Salters Werk aus den Berliner Jahren möglichst lückenlos zu dokumentieren, stößt dabei immer wieder auf Plagiate. Einige sind schon länger bekannt, die meisten jedoch nicht. Welche Kopien Georg Salter persönlich kannte und ob er gar gegen einzelne Plagiatoren rechtlich vorging, wissen wir nicht. Mit seinem eher zurückhaltenden Wesen und seinem sprühenden Talent wird er sich wohl vornehmlich still geärgert und Nachahmer durch immer neue, vielseitige Entwürfe auf Distanz gehalten haben. Heute also zwei Publikationen über Stalin. Die eine aus der Feder von Boris Baschanow (französisch Bajanow, 1900-1982), einem engen Mitarbeiter Stalins bis 1928, die andere von Artur W. Just (1896-1955), seinerzeit einer der führenden deutschen Moskau-Korrespondenten. Baschanows Arbeit erschien 1931 im Aretz-Verlag, Justs Text 1932 in der Reihe von "Colemans kleine Biographien" im Lübecker Verlag Charles Coleman. Die Ähnlichkeit zwischen beiden Umschlägen ist nicht von der Hand zu weisen, ebensowenig Salters überlegene Meisterschaft im Detail.
Wer war dieser "Thienhaus", der sein Werk forsch signierte? Wahrscheinlich handelt es sich um den jungen Peter Thienhaus (1911-1984), der in Lübeck aufgewachsen war und zu jener Zeit bei Emil Orlik und O.H.W. Hadank an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin studierte. Die Arbeiten Salters, der seit 1931 selbst an der Höheren Graphischen Fachschule lehrte, waren Thienhaus zweifellos bekannt. Die Nachahmung von Georg Salters Entwurf könnte Ausdruck der Bewunderung des Jüngeren für den etablierten Buchdesigner gewesen sein, wie das im künstlerischen Bereich sonst meist zwischen Schülern und Lehrern geschieht. Die schlichte Absicht, es sich einfach ein wenig leichter zu machen (wie wohl im Fall des italienischen Plagiators), dürfte dagegen weniger in Frage kommen. Was auch immer der Grund war: Jedes Plagiat ist zugleich eine Auszeichnung für das Original. Auch insofern durfte sich Salter folglich als vielfach ausgezeichnet betrachten. |
|
