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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

NS-Kulturbarbarei als Karriereschub. Das Beispiel Kurt Tillessen

Veröffentlicht am 08.01.2017

Während Georg Salter und zahlreiche weitere deutsche Kulturschaffende nach 1933 unter den Repressionen der Nationalsozialisten zu leiden hatten, profitierten andere, die politisch und "rassisch" den neuen Anforderungen genügten,  von Flucht und Vertreibung so vieler erstrangiger Dichter, Künstler und Musiker. Teils beteiligten sich die "arischen" Kulturschaffenden aktiv an der Ausgrenzung lästiger Konkurrenten, teils wurden sie ohne persönliche Schuld schlicht von der für sie zunächst stetig vorteilhafteren Situation von Angebot und Nachfrage begünstigt. Ob der Buchgestalter Kurt Tillessen (1899-1952) zur ersten oder zur zweiten Gruppe zählte, habe ich nicht erforscht. Klar ist indes, dass ihm etwa Georg Salters Verfemung unmittelbar nützte.

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Erfolgreiche Selbstvermarktung - bis nach Großbritannien

Veröffentlicht am 11.12.2016

Mit spektakulären Entwürfen wie für "Berlin Alexanderplatz" oder "Ein Pfund Orangen" hatte sich Georg Salter um 1930 nach wenigen Berufsjahren zu einem der bekanntesten deutschen Buchgestalter entwickelt.  Diese beachtliche Karriere wurde durch regelmäßige Aufträge für die wichtigsten bürgerlichen Verlage (v.a. G. Kiepenheuer und S. Fischer) und entsprechend bedeutende Autorinnen und Autoren (wie Joseph Conrad, Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann oder Jakob Wassermann) begünstigt, nicht zuletzt aber auch durch eine geschickte Selbstvermarktung. Obwohl als Persönlichkeit wohl eher schüchtern, achtete Salter beruflich darauf, seine Umschläge möglichst zu signieren. Zusätzliche Bekanntheit bescherte ihm seine Lehrtätigkeit an der "Höheren Graphischen Fachschule" sowie die auffallend häufige Erwähnung in Fachbüchern und -zeitschriften. Einen ersten Höhepunkt markierte hier der ausführliche Beitrag Eberhard Hölschers in der Zeitschrift "Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik" mit farbigen Originalbeispielen seiner Schutzumschläge (1930).

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1921. Salters erster Schutzumschlag

Veröffentlicht am 05.11.2016

Noch während er hauptberuflich als Bühnenbildner arbeitete, unterstützte Georg Salter seine Familie zunehmend bei Buchdesign und Werbung für den Verlag "Die Schmiede".  Seine frühesten buchgestalterischen Arbeiten sind teils deutlich vom seinerzeit herrschenden Expressionismus geprägt und mit einiger Fantasie auch als Theaterkulissen denkbar. Sie betrafen zum Beispiel Joseph Roths ersten Roman "Hotel Savoy" (1924), Yvan Golls Sammelband "Der Eiffelturm" (1924) oder Hermann Kasacks Erzählung "Die Heimsuchung" (1922). Die Neuauflage der "Heimsuchung" galt bislang als Salters erstes Werk. Nun ist indes vor kurzem der signierte Umschlag zu einem Notendruck aufgetaucht, den Salter bereits 1921, mit 24 Jahren, entworfen hat. Das Werk erschien nicht im Verlag "Die Schmiede", sondern im Selbstverlag von Norbert Salter, und ist damit ein weiteres Beispiel für die tatkräftige Unterstützung der Musikagentur und die enge Verbundenheit mit der Welt des Vaters.

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Georg Salter beim Querido Verlag. Ein kurzes Intermezzo

Veröffentlicht am 18.09.2016

"Der Ausstattung der Bücher [bei Querido] wurde große Aufmerksamkeit gewidmet. [...] Der deutsche Verlag [...] wollte ihm nicht nachstehen. Meine ursprüngliche Absicht war es, unseren langjährigen künstlerischen Berater bei Kiepenheuer, Georg Salter, wiederzugewinnen. In der Tat hat er auch den Umschlag für 'Die Sammlung' entworfen. Er wanderte dann aber auf Einladung von H. Wolff, dem Inhaber einer der bedeutendsten Druckerei- und Bindereibetriebe [...] in New York [...] , nach den USA aus und machte sich dort sehr schnell einen großen Namen." (Fritz H. Landshoff, Erinnerungen eines Verlegers, Berlin und Weimar 1991, S.90)

Mit diesen Erinnerungen Fritz Landshoffs ist für Kenner des Buch- und Verlagswesens um 1930 eigentlich bereits alles gesagt. Fritz Helmut Landshoff war Miteigentümer des Kiepenheuer-Verlags gewesen und hatte nach dem Ende dieses Verlags und persönlicher Verfolgung in Deutschland mit dem niederländischen Verleger Emanuel Querido eine Tochtergesellschaft für deutschsprachige Exilliteratur gegründet. Der Querido-Verlag N.V. wurde der wichtigste Publikationsort des deutschen Exils.

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In der Welt des Vaters. Georg Salter, Stage-Architect

Veröffentlicht am 31.08.2016

Georg Salters Vater Norbert (Wien 1868-1935) hatte ursprünglich eine Karriere als Cellist verfolgt (unter anderem als Solo-Cellist des Städtischen Theaters in Bremen), bevor er sich auf der Basis der dabei entstandenen Kontakte zu einem international sehr erfolgreichen Konzert- und Theateragenten entwickelte. Durch den mangelnden wirtschaftlichen Erfolg des Schmiede-Verlags befand sich die Familie Salter um 1928 freilich in großer finanzieller Bedrängnis. Wegen Geldmangels konnten geplante Reisen nicht unternommen werden, obendrein sah sich Norbert Salter sogar gezwungen, beim Autographenhändler Henrici seine persönlichen Korrespondenzen mit Gustav Mahler und Max Reger versteigern zu lassen. Die Veröffentlichung eines "World Musical and Theatrical Guide, Edition 1929" durch Norbert Salter ist in diesem Kontext zu sehen.

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Ein unermüdlicher Arbeiter. Anzeigenwerbung von Salter

Veröffentlicht am 14.08.2016

Wer sich intensiver mit Georg Salter beschäftigt, wird sich regelmäßig über dessen enorme Schaffenskraft wundern. Angesichts seines umfangreichen Werks entsteht der Eindruck, dass Salter nahezu pausenlos gearbeitet haben muss. Als er noch hauptsächlich als Bühnenbildner tätig war, half er der Familie bereits mit zahlreichen Entwürfen für den Verlag "Die Schmiede". Anschließend lieferte er nicht nur Einbände und Schutzumschläge für über 30 Verlage, sondern nahm sich obendrein Zeit, Prospekte und Anzeigen zu gestalten - für Verlage, gelegentlich aber auch noch für andere Branchen. Sind die Verlagsprospekte und Bucheinleger aus Salters Hand schon recht schwer zu überschauen und nicht immer eindeutig zuzuweisen, gilt dies für Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften noch weit mehr. Ein einigermaßen befriedigendes Bild ergäbe wohl erst eine systematische Durchsicht wichtiger Periodika wie des "Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel", der "Literarischen Welt" und ähnlicher Titel.

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"Die fünfzig schönsten Bücher" 1929-1932. Georg Salter war stets unter den Prämierten

Veröffentlicht am 26.06.2016

Georg Salter zählt zu jenen Buchgestaltern, deren besondere Qualität nicht nur von späteren Experten regelmäßig anerkannt wird, sondern die schon unter den Zeitgenossen einen herausragenden Rang einnahmen. Ein Beleg dafür sind die vier Wettbewerbe um die schönsten Bücher, die im Zuge der Internationalen Buchkunstausstellung in Leipzig 1927 und nach Vorbildern aus USA, Niederlande, Tschechoslowakei und England ab 1929 auch in Deutschland durchgeführt wurden. Juryvorsitzender des von der Deutschen Bücherei unterstützten Wettbewerbs war der kunstsinnige Schriftgießerei-Besitzer Karl Klingspor. Unter den Juroren befanden sich so klangvolle Namen wie Harry Graf Kessler, Carl Ernst Poeschel und Hugo Steiner-Prag. Da in der Auswahl der schönsten deutschen Bücher durchaus auch inhaltlich mißliebige Titel "linker" Verlage ausgezeichnet worden waren, stellten die Nationalsozialisten den Wettbewerb 1933 ein. Erst 1951 wurde die Tradition wieder aufgegriffen.

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"Tiere sehen dich an". Die Karriere eines Buchtitels

Veröffentlicht am 06.06.2016

Mit dem 1928 im Reimer Verlag erschienenen Buch "Tiere sehen dich an" begründete der Tierzeichner und Buchhändler Paul Eipper einen neuen Typ des einfühlsamen, fotoillustrierten Tierbuchs und seinen Ruf als Erfolgsschriftsteller. Bis in die 1960er Jahre erschienen regelmäßig weitere Bücher mit einer Gesamtauflage von zuletzt rund zwei Millionen Exemplaren. Vor dem Durchbruch als freier Autor war Eipper Privatsekretär und kurze Zeit auch Verlagsdirektor bei Samuel Fischer. Es ist anzunehmen, dass er Georg Salter an Reimer empfahl. War doch "Tiere sehen dich an" nicht nur Eippers, sondern auch Salters erste Arbeit für diesen Verlag. Der nun lange Jahre für Reimers Fotobücher charakteristische gelbe Schutzumschlag darf als Salters innovativer Beitrag für den neuen Buchtyp und den visuellen Verlagsauftritt gelten. Während Eippers Buch schöne Tierfotografien Hedda Walthers enthielt, erschien unter eben dem Titel "Tiere sehen dich an" ein knappes Jahr später die Fotomontage hoher deutscher Militärs des Ersten Weltkriegs.

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"Grob und zärtlich zugleich". Entwürfe für das Moskauer Staatliche Jüdische Theater

Veröffentlicht am 30.03.2016

Das "Moskauer Staatliche Jüdische Theater" oder auch "Moskauer Jüdisch Akademisches Theater" war ein jiddischsprachiges Theater, das 1928 während einer Gastspielreise in Westeuropa unter anderem auch in Berlin begeistert empfangen wurde. Niederschlag fand die Reise in einem im Verlag Die Schmiede erschienenen Band mit einführenden Texten von Ernst Toller, Joseph Roth und Alfons Goldschmidt sowie mit Szenenbildern aus verschiedenen Inszenierungen. Einband und Logo des Theaters stammten von Georg Salter, der auf der Vorderseite des Pappbands zugleich mit einer später so nicht mehr verwendeten eigenen Signatur experimentierte. Es ist anzunehmen, dass der Schmiede-Verlag zu diesem Projekt über Salters Vater Norbert gelangte, der ein international erfolgreicher Konzert- und Theateragent war.

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Georg Salter 1944: Im Frontbuchhandel für die deutsche Wehrmacht

Veröffentlicht am 28.02.2016

Über den Verfall der Urheberrechts- und Buchkultur nach 1933 habe ich in diesem Blog am Beispiel Georg Salters bereits mehrfach geschrieben. Der extremste Fall betrifft Salters Gestaltung für Julius Stindes Klassiker "Die Familie Buchholz". Seit Ende der 1870er Jahre in vielen Auflagen und insgesamt sieben Bänden veröffentlicht, erschienen Stindes satirische Geschichten um eine Berliner Kleinbürgerfamilie 1932 und 1933 im Verlag Grote mit neuen Schutzumschlägen und jeweils sechs farbigen Bildern von Georg Salter ("Die Familie Buchholz" und "Der Familie Buchholz zweiter Teil"). Während beim ersten Erscheinen 1932 der Illustrator noch auf dem Umschlag, der Titelei sowie im Druckvermerk genannt wurde, verwendete der Verlag nach 1933 Salters Buchgestaltung zwar unverändert weiter, verzichtete aber nun konsequent auf jede Erwähnung des Urhebers.

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