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Georg Salter

Buchdesigner in Berlin, 1922 - 1934

Plagiate. Georg Salter in Italien

Veröffentlicht am 28.09.2014

Wie viele erfolgreiche Künstler diente auch Salter anderen als Vorbild und Quelle der Inspiration. Dabei ist der Übergang von einer reinen Stilähnlichkeit oder geringfügigen Anleihe zum Plagiat, der illegitimen Übernahme einer fremden geistigen Leistung, nicht immer leicht zu bestimmen. Einen eindeutigen Fall sehen wir in der italienischen Ausgabe von Essad Beys "Das weiße Rußland". Aus dem Deutschen übersetzt, erschien das 1932 im Kiepenheuer Verlag erstmals veröffentlichte Werk 1933 im Mailänder Verlag Marangoni. Es ist offensichtlich, dass nicht nur der deutsche Text übertragen, sondern auch der von Georg Salter für Kiepenheuer entworfene Schutzumschlag genutzt wurde. Einen Hinweis auf den Gestalter sucht man in der italienischen Ausgabe vergeblich. Bei eingehender Betrachtung bleiben geringe Zweifel, dass Salter diesen Entwurf weder autorisiert noch gar selbst angefertigt hat. 

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Blau und Orange. Georg Salters bevorzugtes Farbenpaar

Veröffentlicht am 14.09.2014

Eine von Salters meistbewunderten Eigenschaften ist seine ungeheure Vielseitigkeit. Bei seinen Schutzumschlägen zeigte er sich als begnadeter Kalligraph, konnte aquarellieren und zeichnen, durchaus aber auch einige überzeugende Fotoillustrationen vorweisen. In der Farbwahl folgte er in erster Linie Inhalt und Stimmung des jeweiligen Buches, jedoch ist insgesamt eine Vorliebe für die kraftvollen und dynamischen Komplementärfarben Blau und Orange unverkennbar. Da sich Komplementärfarben in der Leuchtkraft wechselseitig steigern, werden sie oft in der Werbung genutzt. Georg Salter bediente damit exakt die Wünsche seiner Auftraggeber. "Für Salter ist der Schutzumschlag mit die stärkste Waffe im gegenseitigen Konkurrenzkampf des Verlagswesens", stellte schon 1930 der Fachjournalist Eberhard Hölscher fest. "Ein guter Schutzumschlag darf nicht banal sein, er muß im Schaufenster wirken. Er muß auffallen."

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Rara und Rarissima. Das Beispiel Hans Keilson

Veröffentlicht am 05.09.2014

"Dienstag das Manuskript von Hans Keilson gelesen [Das Leben geht weiter]", notierte Oskar Loerke, Lektor beim S. Fischer Verlag, für den 6. Dezember 1932 in sein Tagebuch. "Mit sympathischem Eindruck: ich will es empfehlen." Und zum 3. Januar 1933 liest man: "Dienstag war der junge Keilson bei mir. Bis in die Nachmittagsdämmerung hinein an seinem Buche gearbeitet. Auf Kürzungen gedrungen. K. ist ein Sportlehrer, Medizinstudent im 10. Semester, Musikant auf Trompete, Geige, Harmonika. Imponierend, wie sich junge Leute dieser Art durchschlagen."  Hans Keilson (1909-2011) war zu dieser Zeit 23 Jahre alt. Als sein erster Roman im März 1933 als vorläufig letztes Debüt eines jüdischen Autors bei S. Fischer erschien, stand er nicht lange danach auf der Verbotsliste der Nationalsozialisten. Dass das Buch noch vor dem Druck verboten worden sei, ist falsch.

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Georg Salter und Ernst Reichl. Zeugnis einer Freundschaft

Veröffentlicht am 01.09.2014

Nach seiner Ankunft in New York im November 1934 erhielt Georg Salter den ersten Arbeitsplatz bei der H. Wolff Book Manufacturing Company auf Empfehlung von Ernst Reichl (1900-1980). Salter und Reichl wurden rasch gute Freunde. Der Leipziger Ernst Reichl war als Dr. phil. mit Anfangserfahrungen im Grafikdesign bereits 1926 in die Vereinigten Staaten gekommen und später Stefan Salter, Georgs jüngerem Bruder, begegnet. Er kannte Georg Salters Arbeit zweifellos schon vor dessen Eintreffen. In den USA ist er bis heute vor allem als "The Man Who Designed Ulysses" berühmt, als Gestalter der amerikanischen Erstausgabe des Romans von James Joyce (1934). Im selben Jahr hatte Reichl auch einen Umschlag für William Saroyans Kurzgeschichtensammlung "The Daring Young Man on the Flying Trapeze" entworfen,  der frappierend an einen großartigen Schutzumschlag Georg Salters aus dem Jahr 1929 erinnert:

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Urheber vertrieben, Werke weiter verwertet. Georg Salter im "Dritten Reich"

Veröffentlicht am 16.08.2014

Als Georg Salter durch den Entzug seiner Lebensgrundlage (Entlassung aus dem Lehramt und Berufsverbot als Grafikdesigner) zur Emigration gezwungen worden war, hörte die wirtschaftliche Verwertung seiner Arbeiten damit nicht auf.  Wie ich in diesem Blog an mehreren Beispielen sukzessive zeigen werde, lassen sich vielmehr bis in die 1940er Jahre deutsche Verlagspublikationen ermitteln, in denen Salters Schutzumschläge mehr oder weniger stillschweigend weiterverwendet wurden. Dass den Beteiligten die Brisanz ihres Handelns in der Regel bewußt war, lässt sich daran erkennen, dass ich in betroffenen Büchern bis heute kaum einen Druckvermerk aus der Zeit nach 1934 ermitteln konnte, in dem Salter noch explizit als Gestalter von Einband oder Umschlag genannt worden wäre (Beispiele: Ollivant, Old Bob, G. Kiepenheuer, 6.-10. Tsd. 1935 und - extrem kurios - Grote 1944). Anders verhält es sich bei den genutzten Schutzumschlägen. Hier wurden seine Signaturen - wie im folgenden Beispiel - ebenfalls restlos getilgt, teilweise zumindest in der Lesbarkeit beeinträchtigt, nicht selten aber auch sehr lange unverändert stehen gelassen.

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Berlin Alexanderplatz. Weltberühmt und oft kopiert

Veröffentlicht am 02.08.2014

Ein Blog über Georg Salter muss mit dieser Arbeit beginnen: Mit Einband und Schutzumschlag für Alfred Döblins berühmten, im Oktober 1929 vom S. Fischer Verlag ausgelieferten Großstadtroman "Berlin Alexanderplatz". Kein anderer Schutzumschlag wurde so häufig reproduziert und so vielfältig nachgeahmt - von Salter selbst, von zeitgenössischen wie von späteren Buchgestaltern. Faksimiles erschienen zum Beispiel 1967 im Schweizer Walter Verlag, außerdem bei S. Fischer 2004 anlässlich des 75jährigen Jubiläums des Romans. Wie bei fast allen Entwürfen Salters aus der Berliner Periode ist der Original-Schutzumschlag heute sehr selten und wegen des prominenten Buches besonders gesucht.

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